Die durch die Geschäftsführung, Unternehmensleitung und Gesellschafter herbeigeführte Krise

Autor: Thomas Uppenbrink

Eine Unternehmenskrise hat in der Regel vielfältige Gründe und ist in Literatur und Presse ausgiebig und hinreichend beschrieben. Nach herrschender Meinung sind die häufigsten Insolvenzgründe die sich veränderten Märkte, politische Gründe, aufkommende oder wegfallende Trends, gesellschaftliche Veränderungen oder schlicht fehlende Kalkulation, Verluste und kaum vorhandene Liquidität.

Vernachlässigt bei dieser sehr theoretischen Betrachtung wird jedoch der Fokus auf die Unternehmensleitung, die Geschäftsführung und die Gesellschafter, die maßgeblich für den Erfolg eines Unternehmens verantwortlich sind bzw. sein sollten. Denn selbstverständlich sind auch konzeptionelle Misserfolge, Fehlentscheidungen oder eben gar nicht oder nicht rechtzeitig getroffene Entscheidungen essentielle Gründe für eine Unternehmenskrise, wie wir in unseren Mandaten häufig erkennen mussten.

Nachstehend haben wir zur Verinnerlichung und Bestätigung falscher Unternehmensentwicklungen 10 signifikante Krisentypen aus 30 Jahren Beratungserfahrung aufgelistet.

Krisentyp 1: Das Unternehmen auf brechenden Stützpfeilern

Diese Krise ist gekennzeichnet durch einen massiven und plötzlichen Umsatzeinbruch, der das Unternehmen aufgrund einer falschen Markteinschätzung unerwartet trifft. Die Remanenz der Personalkosten und der sonstigen betrieblichen Aufwendungen kann in dieser Situation zur existenzbedrohenden Krise führen.

Krisentyp 2: Das Unternehmen, das unvorbereitet expandiert

Diese Krise ist auf der einen Seite durch steigende Umsätze und ein starkes internes und externes Wachstum bei gleichzeitig stark ansteigender Verschuldung auf der anderen Seite gekennzeichnet. Durch mangelhafte Planungs- und Kontrollsystem kommt es in der Folge zu einem starken Verfall der Rentabilität und möglichen Fehlinvestitionen.

Krisentyp 3: Das patriarchisch geführte Unternehmen

Das betroffene Unternehmen zehrt von einer erfolgreichen Vergangenheit, kann sich aber aufgrund von Führungsschwächen, einem mangelhaften Planungs- und Kontrollsystem und einer falschen Markteinschätzung nicht an die veränderten Marktbedingungen anpassen. Mit zunehmender Veränderung der Marktsituation kann die Krise existenzbedrohende Ausmaße annehmen.

Krisentyp 4: Das abhängige Unternehmen

Dieses Unternehmen hat sich einseitig am Markt ausgerichtet und ist hierbei ein Abhängigkeitsverhältnis mit einem Lieferanten oder Kunden eingegangen. Die existenzbedrohende Krise tritt hier plötzlich ein, da der Partner sich von dieser Verbindung trennt oder selbst krisenbedingt ausfällt.

Krisentyp 5: Das Unternehmen mit unkorrekten Mitarbeitern

Diese Krise ist durch ein geschäftsschädigendes Verhalten des Personals gekennzeichnet, das von Kompetenzüberschreitungen bis hin zum Diebstahl, Betrug etc. reicht. Dieses Verhalten wird aufgrund von Führungsschwächen und Mängeln im Controlling nicht rechtzeitig erkannt und kann so zur Existenzbedrohung führen.

Krisentyp 6: Das Unternehmen mit Führungsproblemen

Das Unternehmen ist durch eine physisch schwache Führung gekennzeichnet, die krankheitsbedingt ihre Funktion nicht ausüben kann oder gar selbst durch unkorrektes Verhalten wie unangemessene Privatentnahmen oder unseriösem Geschäftsgebaren auffällt.

Krisentyp 7: Das Unternehmen mit mangelnder Unternehmensqualifikation

Dieses Unternehmen lässt sich durch ein betriebswirtschaftlich nicht ausgebildetes Management ohne geeignete Planungs- und Kontrollsysteme mit erheblichen Defiziten im Rechnungswesen charakterisieren. Hier können letztlich Fehlinvestitionen und Kalkulationsmängel in eine existenzbedrohende Krise führen.

Bleibt die Unternehmensführung, die zum Beispiel aufgrund einer persönlichen Überlastung im Tagesgeschäft (mangelnde Delegation) den Kopf nicht frei hat, beratungsresistent und hofft blind auf den nächsten Aufschwung, wird in der Regel eine kurzfristig folgende Liquiditätskrise zu Problem und gar einer Insolvenzantragspflicht führen.

Das permanente Ansteigen der Verbindlichkeiten, eine angespannte Kontoführung, deutlich überhöhte Warenbestände, laufende Mahn- und Inkassoverfahren, nicht zuletzt überfällige Forderungen des Steuerberaters selbst sind unübersehbare Zeichen der Liquiditätskrise. Sie verlangen schnelles, zielgerechtes Handeln zur Erhaltung des Unternehmens.

Krisentyp 8: Die ewig junge Geschäftsführung

Diese Unternehmen sind durch immer schwächer werdende Führungsaktivitäten gekennzeichnet. Das Unternehmen hat keine regelmäßige Anpassung an Märkte und Trends und es fehlen auch Neuerungen oder Ergänzungen in der Unternehmensorganisation. Das Unternehmen wird wie vor 30 Jahren geführt und technische Innovationen werden weder im kaufmännischen noch im produktionsspezifischen Bereich umgesetzt.

Motivierte Nachwuchskräfte werden ausgebremst und es wird weiter auf vermeintlich bewährte und laufende Strukturen hingewiesen. Jüngere Leistungsträger verlassen das Unternehmen wegen fehlender Perspektive.

Krisentyp 9: Das Familienunternehmen mit Generationsstreit

Fehlende Nachfolgeregelungen und unterschiedliches Interesse von teilweise verschiedenen Familienstämmen führen zu einer Lähmung bei Unternehmensentscheidungen. Alte Mitarbeiter fühlen sich den Senioren näher und jüngere Mitarbeiter hoffen auf Fortführung und Innovation durch die jüngere Generation. Unklare Führungsstrukturen führen auch hier meist zu Personalfluktuation und Abgängen von Leistungsträgern.

Krisentyp 10: Das Unternehmen mit inkompetenten Nachfolgern

Diese Krise manifestiert sich in der Regel durch Streit und Meinungsverschiedenheiten der Gründungsgesellschafter (Senioren) mit den nachgerücksten Gesellschaftern bzw. Geschäftsführern (Junioren), was zu Zweifeln über die Fähigkeiten der Nachfolger bei der Belegschaft führt.

Die neue Geschäftsleitung wirkt dadurch schwach und macht aus Angst und Unkenntnis Fehler bzw. kann Neuerungen und notwendige Entscheidungen nicht durchsetzen, weil die Senioren nicht loslassen können und nach wie vor der Meinung sind, dass das Unternehmen ohne ihren Einfluss nicht läuft. Dieses Machtvakuum wird von außen von Kunden und Lieferanten äußerst skeptisch gesehen und führt möglicherweise auch hier dann zu einer Unternehmenskrise.

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